Indigofärberei



Aus Färberwaid gewonnener Indigo war schon im Mittelalter in Deutschland gebräuchlich. Anders andere Naturfarbstoffe kann Indigo auch Baumwolle und Leinen kräftig und dauerhaft färben. Da Waid in Mitteleuropa wächst, war der Indigofarbstoff auch dem gemeinen Volk zugänglich. Andererseits färbt Waid nicht annähernd so intensiv wie der indische Indigostrauch, so daß intensive, dunkle Blautöne ein Privileg der Wohlhabenden blieben, bis im Verlauf de 17. und 18. Jh. Indigo-Importe aus Indien erschwinglich wurden. Blau zählt seither neben (Krapp-)Rot zu den beliebtesten Farben in Volkstrachten. Grund genug, es damit einmal zu probieren.

Für die Indigofärberei muß man das Färbebad nicht erhitzen bzw. heiß halten, so daß man auch Gefäße benutzen kann, die nicht auf eine Herdplatte passen. Man kann auch in einer großen Wanne auf dem Balkon färben. Ich habe es zwar noch nicht versucht, aber eine Mörtelwanne aus dem Baumarkt müßte geeignet sein.

Mein erstes Problem war, ein Rezept zu finden. Das Rezept aus Pipi in meinem Naturfarben-Buch wollte ich nicht unbedingt ausprobieren: Meine Mutter hätte mich samt der Küpe aus dem Garten vertrieben, und mein Minibalkon kam nicht in Frage. Die Preise für die alternativen Chemikalien (Natronlauge, Natriumdithionit) waren nicht ohne, zumal man sie nur im Fachhandel kaufen kann. Das Indigo selbst ist übrigens auch nicht gerade billig (um die 10-15 € pro 100 g), aber sehr ergiebig.

Kurz zur Technik der Indigofärberei:
Der Indigo, der als Pulver oder in Brocken daherkommt, ist erstmal nicht wasserlöslich, kann so also nicht zum Färben verwendet werden. Um ihn zu lösen, braucht man eine Lauge, z.B. Natronlauge. Das reicht aber noch nicht, weil sich der so gelöste Indigo nicht dauerhaft an den Stoff anlagern kann. Dazu muß man ihn reduzieren (=Sauerstoff entziehen), und dazu dient das Natriumdithionit. Dadurch kriegt man eine gelbliche Brühe, in die der Stoff gelegt wird, und aus der er gelb herauskommt. Läßt man den Stoff nun ausgebreitet an der Luft, oxydiert der Indigo und wird wieder blau. .

Um eine Indigoküpe anzusetzen, braucht man also zuerst eine Lauge, in der sich der Farbstoff lösen kann, und dann ein Reduktionsmittel. Beides in Kombination, und weitaus billiger als im Chemikalienhandel, findet man in Entfärbern aus dem Drogeriemarkt. Schau Dir die Zutatenliste der als "Power-Entfärber" o.ä. angepriesenen Produkte an. Wenn sie Soda (=Lauge) und > 30% Natriumdithionit enthalten, sind sie geeignet.

Inzwischen arbeite ich nicht mehr mit exakten Maßangaben, weil Entfärber billig genug ist, daß man auch mal versehentlich etwas mehr davon nehmen kann. Wichtiger ist es, nicht zu viel Indigo zu verwenden, weil der einiges kostet. Faustregel: Für einen mittelblauen Ton ca. 10g Indigo auf 100g Wolle. Aber selbst, wenn man den Stoff/das Garn im gewünschten Ton gerfärbt hat, ist meist noch genug Indigo übrig, um z.B. Hellblau oder (auf zuvor leuchtend Gelb gefärbtem Garn) knalliges Grün zu erzielen.

Nimm also erstmal ein Gefäß, das groß genug ist, damit der zu färbende Stoff darin locker schwimmen kann. Da man mit Indigo kalt färben kann, darf das auch gern eine große Mörtelwanne sein. Tunke den zu färbenden Stoff darin ein und laß ihn gut mit Wasser durchtränken. Nimm ihn dann wieder heraus und drücke/wringe/schleudere das Wasser heraus, so daß der Stoff nur noch feucht ist, aber nicht naß.

Um den Indigo aufzulösen und zu reduzieren, sollte man einen großen Topf haben, den man danach möglichst nicht mehr für Lebensmittel benutzt. Man füllt ein paar Liter Wasser (möglichst warm) hinein, dann etwa drei Teile Entfärber (Achtung: Es staubt ungemein; Nase und Mund schützen!) auf einen Teil Indigo, und rührt gut durch. Stell den Topf auf den Herd und erhitze den Inhalt auf ca. 60-80°. Der Topfinhalt sollte innerhalb max. einer Stunde eine gelbliche Brühe werden. Wenn die Brühe eher grünlich als gelblich ist, ist sie noch nicht genug reduziert. Schütte dann noch etwas Entfärber hinzu und warte nochmal bis zu 20 min. Wenn die Brühe dann immer noch eher grünlich ist, füge nochmal Entfärber hinzu und warte eine Weile.

Wenn die Färbebrühe gelblich ist, kannst Du losfärben. Tunke den gut feuchten Stoff vollständig ein. Es darf nichts davon aus der Brühe ragen. Nach 10-15 min. kannst Du den Stoff aus dem Färbebad nehmen. Wringe ihn über dem Färbetopf gut aus, damit möglichst viel Indigo in das Färbebad zurückläuft. Hänge dann den Stoff möglichst luftig auf, so daß keine Stoffschichten aufeinanderliegen. Der Stoff wird dabei seine Farbe von Gelb über Grün zu Blau wechseln. Der verblaute Stoff wird zunächst recht dunkel erscheinen, aber sobald er trocken ist, erscheint er viel heller. Wenn Du also ein eher dunkles Blau färben möchtest, solltest Du den Stoff noch mehrere Male für je 10-15 min. tunken und danach jedes Mal verblauen lassen. Sehr langes Eintunken führt auch zu einem dunklen Blau, aber da besteht die Gefahr, daß Luftblasen aufschwimmen und Flecken verursachen.

Wenn man einen dunklen Farton erzielen wollte, wird man oft eine nur halb aufgebrauchte Färbebrühe übrigbehalten. Hat man gerade nichts zur Hand, das man in einem helleren Blau färben möchte, kann man das Färbebad aufheben und später durch Zugabe von Entfärber und etwas Hitze wieder "gangbar" machen.